Vegane Diät bei Erblichen Turmorsyndromen (VEGTUS)
Wissenschaftlicher Hintergrund
Das Lynch-Syndrom ist eine Erbkrankheit, die das Risiko für Darmkrebs und andere Krebsarten stark erhöht. Menschen mit dieser Veranlagung haben ein sehr hohes Risiko, im Laufe ihres Lebens an mindestens einer dieser Krebsarten zu erkranken, insbesondere an Darmkrebs in jungen Jahren. Diese Krebsarten entstehen durch genetische Defekte, die die DNA-Reparatur beeinträchtigen.
Außer dem Einsatz spezieller endoskopischer Verfahren und vorbeugender Operationen gibt es keine Behandlungsmethoden, um die Entwicklung von Krebs bei diesen Patienten zu verhindern.
Entzündungen im Körper spielen auch eine Rolle bei der Entstehung von Krebs, einschließlich Darmkrebs. Bestimmte Krankheiten, die Entzündungen im Darm verursachen, wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, können das Risiko für Darmkrebs erhöhen. Auch bestimmte Bakterien im Darm können Entzündungen und Krebs fördern.
Es gibt Hinweise darauf, dass Aspirin, ein entzündungshemmendes Medikament, das Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs bei Menschen mit Lynch-Syndrom verringern kann. Dies legt nahe, dass die Verringerung von Entzündungen eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Krebs spielen könnte.
Die Ernährung hat auch einen großen Einfluss auf Entzündungen im Körper. Studien haben gezeigt, dass eine Ernährung, die wenig Fett und viel Gemüse enthält, wie eine vegane oder vegetarische Ernährung, Entzündungen reduzieren und das Risiko für bestimmte Krebsarten verringern kann.
In der geplanten Studie soll nun untersucht werden, ob eine vegane Ernährung, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln und frei von tierischen Produkten ist, bei Menschen mit Lynch-Syndrom Entzündungen reduzieren und das Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs und anderen mit dem Syndrom verbundenen Krebsarten verringern kann. Die Studie wird sich darauf konzentrieren, wie eine solche Ernährungsumstellung das Immunsystem und den Stoffwechsel beeinflusst und ob sie zur Vorbeugung von Krebs beitragen kann.
Ablauf der Studie
Nachdem Sie alle notwendigen Informationen erhalten und zugestimmt haben, beginnt Ihre Teilnahme an der Studie. Zu Beginn der Studie erfolgt die Randomisierung, durch die nach dem Zufallsprinzip eine Einteilung in eine der drei Studiengruppen (vegane Diät, ketogene Diät oder Kontrollgruppe) erfolgt.
Auch wenn der Einfluss einer veganen Diät untersucht werden sollte, wurde ein Studiendesign mit zwei verschiedenen Diätformen (vegan und ketogen) gewählt, um zu untersuchen, welcher mögliche Effekt spezifisch durch die vegane Diät verursacht wird und welche möglichen Veränderungen des Immunsystems ganz allgemein durch Änderungen der Ernährungsgewohnheiten verursacht werden.
Bei jeder dieser Gruppen erfolgt nach dem Studieneinschluss eine Blutentnahme, die etwa 30 Milliliter (entspricht in etwa der Menge, die in einen Eierbecher passt) umfasst. Zudem soll im Rahmen ihrer üblichen endoskopischen Überwachungsuntersuchung (Magen-Darmspiegelung (Ösophagogastroduodenoskopie, ÖGD) und Dickdarm-Spiegelung (Koloskopie) jeweils 6 kleine Gewebeproben entnommen werden.
Diese Blut- und Gewebeproben werden als Referenz benötigt, um zu klären, welchen Einfluss die Diät hat. Zwei Wochen vor der nächsten planmäßigen Überwachungs-Endoskopie beginnt die eigentliche Diätphase. Am Tag der Endoskopie erfolgt dann eine erneute Blutentnahme sowie während der Magen-Darmspiegelung bzw. Koloskopie die Probenentnahme.
Sollten aus vorherigen Studien bereits Blut- und Gewebeproben von Ihnen vorhanden sein und sie der entsprechenden wissenschaftlichen Analyse dieser Proben zugestimmt haben, kann bereits direkt vor der nächsten routinemäßig geplanten Kontroll-Endoskopie mit dem jeweiligen Diät-Protokoll begonnen werden.
Vegane Diät (Gruppe 1)
Bei einer veganen Diät wird auf alle tierischen Produkte verzichtet. Das schließt Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier und oft auch Honig aus. Der Fokus liegt auf pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen. Die Makronährstoffzusammensetzung – also der Anteil von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten – kann variieren, je nachdem, welche spezifischen Lebensmittel gewählt werden. Typischerweise beinhaltet eine vegane Ernährung einen höheren Anteil an Kohlenhydraten durch den Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Proteine werden hauptsächlich aus Hülsenfrüchten, Nüssen und pflanzlichen Eiweißquellen bezogen, während Fette aus Pflanzenölen, Nüssen und Samen stammen. Eine Sammlung von veganen Rezepten finden Sie hier.
Ketogene Diät (Gruppe 2)
Eine ketogene Diät zielt darauf ab, den Körper in einen Zustand der Ketose zu versetzen, wo er Fett statt Kohlenhydrate als primäre Energiequelle nutzt. Diese Diät ist sehr fettreich, moderat in Proteinen und sehr kohlenhydratarm. Das bedeutet, dass man Zucker, Brot, Reis und andere kohlenhydratreiche Lebensmittel meidet und stattdessen Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier, Käse und bestimmte Fette wie Butter und Öle konsumiert. Eine Sammlung von Keto-Rezepten finden Sie hier.
Freie Wahl der Nahrung:
Während der Diät-Phase (vegan oder ketogen) steht es Ihnen frei, Ihre Nahrung selbst zu wählen, solange Sie die Nährstoffvorgaben einhalten. Wir verstehen, dass diese Diät eine Herausforderung sein kann, und bieten Ihnen deshalb gerne Unterstützung an. Zusammen mit unserer Ernährungsberatung können wir mit Ihnen individuelle Mahlzeitenpläne erstellen, die Ihren Vorlieben entsprechen und gleichzeitig den Richtlinien der jeweiligen Diät folgen.
Zudem würden wir Sie darum bitten, während der Diät ein Ernährungsprotokoll zu führen. Ein hierfür entworfener Vordruck wird Ihnen im Papierformat sowie hier zum Download zur Verfügung gestellt. Dies wird pro Mahlzeit einen Zeitaufwand von höchstens 5. Minuten und somit maximal 15-20 Minuten pro Tag bedeuten. Nach der Erfassung wird dieses Protokoll vom Studienleiter bzw. seinem Vertreter unter Verwendung der Ihnen zugeteilten Identifizierungsnummer in die entsprechende Datenbank übertragen.
Kontrollgruppe (Gruppe 3)
Sie können sich während der Studienteilnahme wie gewohnt ernähren. Wir würden Sie jedoch auch darum bitten, während der letzten zwei Wochen vor der Kontroll-Endoskopie ein Ernährungsprotokoll zu führen.
Bitte zögern Sie nicht, uns bei Fragen oder Bedenken zu kontaktieren. Wir sind hier, um Sie zu unterstützen und Ihnen durch diesen Prozess zu helfen.